Caritasverband

Stadt und Landkreis Schweinfurt

Sommer-Segen?

Nach Monaten auf der Baustelle zwischen Staub und Lärm war ich auf der Suche nach inspirierenden Worten für einen netten Sommer-Segen. Leicht sollte er sein, luftig und still, als Gegenpol für all das Gedröhne und Gepolter, dass die Kolleginnen und Kollegen und Besucher im Haus ertragen haben. Ein Hauch von Durchatmen sollte er haben und wie eine warme Sommerbrise das Büro durchwehen.

Doch während ich grüble über Sonnenschein, laue Sommerabende mit Freunden, Blumen und Sand unter den Füßen spüre ich einen Widerstand, als ob dieser Sand ins Getriebe meiner Gedanken dringt. Einen leichten Sommer-Segen zu schreiben, während die Menschen in Afghanistan um ihr Leben rennen und so unglaublich viele Menschen alles verloren haben? Familienmitglieder und Freunde, ihr gesamtes Hab und Gut, ihre Heimat. Hinweggespült in den deutschen Hochwassergebieten, verbrannt im Feuer der Waldbrände.

In meine Gedanken kehrt eine andere Stille ein. Keine leichte, sondern eine schwere Stille, die jedoch auch voll ist von Dankbarkeit für jeden guten Tag, den ich mit meiner Familie erleben durfte. Eine Stille, die den Baulärm vor meinem Bürofenster ausblendet und die mich das kalte, graue Nieselwetter als belanglos erkennen lässt. Und mir wird klar: Das Leid und die Not so vieler Menschen bedeutet nicht, dass ich mich nun nicht mehr an den schönen Dingen des Lebens erfreuen darf. Das Gute zu schätzen, solange man es genießen darf, gibt den Dingen die Würde und Wertigkeit, die sie verdienen und bedeutet damit das Gegenteil von Gleichgültigkeit. Diese Welt ist uns von Gott geschenkt mit dem Auftrag, sie zu einem Ort der Gerechtigkeit, des Friedens und der Liebe zu machen. Ja, ich weiß, da gibt es viel zu tun. Aber bevor wir die Ärmel wieder hochkrempeln und diese wundervolle Welt mitgestalten, dürfen wir durchatmen, Pause machen und Kraft tanken.

Marion Hammer

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen mit einem irischen Segen einen erholsamen Sommer:

Foto: Hammer

“Mögest Du die Zeit finden, die stillen Wunder zu feiern, die in der lauten Welt keine Bewunderer haben.”

Irischer Segen

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